Dienstag, 2. Oktober 2012

Spotlight: Dragon´s Dogma

Capcom wagte sich mit Dragon´s Dogma erstmalig in die Welt der Rollenspiele und erschuf eine interessante Mischung aus einem klassischen JRPG, robuster Action, Entdeckerlust und MMO Taktiken.

 



Das kenne ich doch...

Freunde des Rollenspiels werden sofort einige Kleinigkeiten bemerken, die sich Dragon´s Dogma von verschiedenen Genrevertretern stibitzt hat. Wie in Sonys Shadow of the Collossos bietet das Spiel eine Reihe von kollossalen Gegnern, an denen unser tapferer Recke mit einem beherzten Sprung hochklettern kann. Die nächtlichen Wanderungen mit Öllampe und dem lauernden Tod an jeder Ecke erinnern unweigerlich an Dark Souls. Und der Actionorientierte Kampf sowie das Rekrutierungssystem ist in ähnlicher Form in zahlreichen MMORPGS zu finden.
Doch diese Vorbilder dienten lediglich als Inspiration und wurden nicht als "Kopiervorlage" genutzt. Dragon´s Dogma behält ein individuelles und eigenes Spielgefühl.

Lauwarme Fantasy

Die Geschichte dreht sich um die Wiedergeburt eines uralten Drachen (die Drachenjagd entwickelt sich wohl zu einem Volkssport im RPG Genre), der Land und Leute terrorisiert. Das Monster sucht auf seinen Kreuzzügen das Dorf des Helden heim, der in einer verzweifelten Attacke versucht, sich dem Biest zu erwehren. Der Drache schleudert unser Alter Ego zu Boden und reißt ihm das Herz aus den Leib. Wir erfahren anschließend unsere Auferstehung als "Erweckter" und machen uns auf die Suche nach dem gestohlenenen Herz.
Ab diesem Punkt verschwindet die Hauptstory für die nächsten 30 Stunden. Zwischenzeitlich werden die Spieler mit unzähligen Aufgaben ala´ "Erkunde diesen Ort", "Bringe mir eine bestimmte Anzahl von diesem Gegenstand" und "Bringe dieses Zauberbuch von Punkt A nach Punkt B" gefüttert. Und genau da ist das gravierenste Manko von Dragon´s Dogma nicht mehr von der Hand zu weisen: in Sachen Story und Charaktertiefe kennt die Banalität keine Grenzen.

 Es ist sicherlich kein einfaches Unterfangen, Spiele dieser Größe bis zum Rand mit spannenden, abwechslungsreichen Quests zu füllen, während sich aber beispielsweise in Skyrim wahre Perlen verbergen (man denke da an die Daedra Missionen), ist es ind Dragon´s Dogma immer der gleiche Ablauf. Kein NPC weist nennenswerte Merkmale oder eine interessante Geschichte zu seiner Quest auf - es berschränkt sich stets auf nur 1-2 Sätze. Gerade durch dieses "cut to the chase" System erinnert das Spiel einmal mehr an ein Offline MMORPG. Auch die Charaktertiefe unseres Helden zieht durchweg flache Linien. Er lässt sich vom Geschlecht bis zur letzten Haarspitze anpassen und bleibt ebenso wie Bethesdas Drachenblut komplett stumm (abgesehen von angestrengten Kampfgeräuschen). Das in diesem Fall keine Charakterentwicklung entstehen kann, ist klar.


Unsere Persönlichkeitslose Hülle lässt sich Detailgenau anpassen

Intensive Schlachten

Das Herzstück von Dragon´s Dogma ist die Kunst des Kampfes. Zu Beginn entscheiden wir darüber, ob unser Held die Reise als Krieger, Schurke oder Magier antreten soll. Diese Rollenzuteilung ist allerdings nicht bindet - nach nur wenigen Spielstunden können wir seine Klasse beliebig wechseln und so einen Hybrid mit mehreren Talenten trainieren (ein Prinzip, das bereits aus Kingdoms of Amalur bekannt sein dürfte). So lassen sich Assassinen, Kampfmagier oder zaubernde Bogenschützen erschaffen. Mit jedem neuen Level erhält unser Charakter Punkte, die er in verschiedenste Techniken und passive Boni investieren kann. Von zersörerischen Schwerthieben bis zur Flächendeckenden Feuersbrunst ist alles dabei, was der Rollenspieler begehrt.

Natürlich sucht unser Held nicht alleine nach seinem Herz - als "Erweckter" ist es uns gestattet, die sogenannten Vasallen an unserer Seite kämpfen zu lassen. Die Vasallen leben in einer Zwischenwelt, die nur durch Runenverzierte Riftsteine betretbar ist. Neben einem Haupt-Vasallen, der permanent bei uns bleibt (und ebenfalls individuell veränderbar ist), können wir zwei weitere Recken aus einem riesigen Pool rekrutieren. Auf diese Weise lässt sich ein ausgeglichenes Team erstellen, das gemeinsam den wilden Horden entgegen tritt.

Es können insgesamt drei tapfere Vasallen an unserer Seite kämpfen

Die unterschiedlichen Monstertypen in Dragon´s Dogma verhalten sich so, wie man es von ihnen erwarten würde. Beflügelte Wesen legen keine spontanen Landungen ein, sondern bleiben solange in der Luft, bis man sie mit Pfeilen oder Feuerbällen aus den Himmel holt. Wölfe schlagen ausschließlich in Rudeln zu und setzen auf flinke, Punktgenauer Schläge von allen Seiten. Zyklopen mögen recht plump in ihrem Angriffsmuster sein, teilen allerdings verheerende Schläge aus. Es ist dieser Realismus und ein knackiger Schwierigkeitsgrad, der den Spieler ausgeklügelte Taktiken und Vorsicht abverlangt.

Bosskämpfe sind Nervenaufreibend, Adrenalingeladen und  nur mit einer Handfesten Taktik zu bewältigen. Die riesigen Bestien haben es in sich und können unser Team ganz schnell dezimieren, wenn wir grobe Fehler begehen.

Die riesigen Monster sind eine Klasse für sich

Außen hui, innen leer

Wenn das Sonnenlicht über die Wiesen streift, die Bäume im Wind wiegen und das Meer leise im Hintergrund rauscht, zeigen sich die schönsten Seiten von Dragon´s Dogma. Die üppige, Farbenfrohe Welt lädt zur Erkundung ein und zieht Abenteuerlustige sofort in ihren Bann. 

Die Städte und Dörfer wurden nach Europäischem Vorbild gebaut und hübsch anzuschauen - jedoch sind die Märkte und verwinkelten Straßen meist wie ausgestorben. Die wenigen Bewohner wirken starr und fehl am Platz, ein festgelegter Alltagsablauf für NPCs hätte ihnen mehr Lebendigkeit verliehen.

Nett anzusehen, aber wie ausgestorben
Bricht die Nacht über uns ein, legt Dragon´s Dogma noch mal einen Gang zu. Um außerhalb der Städte  überhaupt etwas sehen zu können, steht uns eine Lampe mit begrenzter Ölmenge zur Verfügung. Hinter jeden Schatten könnte der Tod lauern und ein entferntes jaulen jagt uns Schauer über den Rücken. Eine ganz spezielle Atmosphäre, die die Spannungsschraube straff anzieht und Nackenhaare aufstellt.

Man sollte sich nie unbedacht in die Nacht hinaus wagen

Fazit

Dragon´s Dogma besitzt eine ganz besondere Atmosphäre, die nur schwer zu beschreiben ist. Zum einen macht es riesigen Spaß, die wunderschöne Welt auf eigener Faust zu erkunden und sich taktisch ausgefeilten Gegner gegenüber zu stellen, die es Faustdick hinter den Ohren haben.
Zum anderen wirkt unsere Umgebung durch die starren NPCs etwas leer und die Story könnte getrost vergessen werden.

Für all die jenigen, die sich ein Skyrim mit besserem Kampfsystem und grandiosen Bossgegnern wünschen und über eine öde Geschichte und fehlender Persönlichkeit von Hauptcharakter und NPCs hinwegsehen kann, bekommt ein interessantes Rollenspiel mit einer sehr hübschen Welt und vielen, innovativen Ansätzen.



1 Kommentar:

  1. Sehr schön, hast mir bei meiner Entscheidung Dark Souls/Dragons Dogma sehr geholfen :-)

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